Umberto Eco

Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt

UTB 1512, 2. Auflage


Nachdem ich schon einiges von Umberto Eco mit großem Enthusiasmus gelesen habe, fiel mir die Wahl der Sekundärliteratur für dieses Seminar nicht weiter schwer, und das aus zwei Gründen:

Zum ersten, seien wir uns ehrlich, ein Handbuch zu TEX oder ähnlichem ist informativ, aber sicher nicht unterhaltsam oder kurzweilig.

Zum zweiten wollte ich wissen wie Umberto Eco das macht: In seinen Romanen [1], z.B. Das Foucaultsche Pendel wird der Leser mit einer ungeheuren Fülle von Wissen, Anekdoten Geschichten und Histörchen überrascht. Dieser Mann muß eine Art heilige Liebe zu Büchern und Geschichten jeden Alters und Inhalts haben. Das bestätigt auch eine kleiner Anekdote in der Einleitung, wie Eco einen Besucher zu sich bittet und ein Buch sucht:

"Wir gehen zu mir nachhause, wir schenken uns zwei Whiskey ein, ich steige auf eine Leiter, wo nach meiner Erinnerung das schicksalsträchtige Buch seit langem liegt."

Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt folgende Punkte zu klären:

Diesen Punkten entsprechen im Groben auch den Kapitelüberschriften. Werden diese Ziele nun erreicht? Mit der ein oder anderen Einschränkung ja. Zunächst ist diese Buch schon etwas älter (Erstauflage 1977) und der Einzug der Computer in die Textverarbeitung findet hier noch keinen Niederschlag. Zum anderen ist dieses Buch grundsätzlich für geisteswissenschaftliche Arbeiten geschrieben, doch sind die meisten Hinweise und Ratschläge auch (oder vor allem!) für Techniker interessant, so u.a.:

"Eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben bedeutet Spaß haben [...]."

Wenn ich mir so manche Diplomarbeit aus Informatik ansehe, so kann ich mir schwerlich vorstellen, daß dies mehr war als eine letzte Hürde für einen akademischen Titel. Die Ratschläge ranken sich rund um die vier Faustregeln, die Eco bereits im ersten Kapitel aufstellt: (1) Das Thema soll den Interessen des Kandidaten entsprechen (2) Die Quellen, die herangezogen werden müssen, sollen für den Kandidaten auffindbar sein (1977 geschrieben, heute vielleicht weniger wichtig) (3) Die methodischen Ansprüche des Forschungsvorhabens müssen dem Erfahrungsbereich des Kandidaten entsprechen.

Die wirklich interessanten Hinweise fand ich in dem Kapitel "Die Materialsuche". Wer von uns hat sich bei der Abfassung von verschiedenen Artikeln nicht schon gefragt: Wie zitiere ich richtig?- die Antwort steht hier.

"Eine Übersetzung ist keine Quelle: sie ist eine Prothese wie das künstliche Gebiß oder die Brille, ein Hilfsmittel, um in beschränktem Umfang etwas zu erreichen, was einem sonst nicht zugänglich wäre."

Gerade in der Informatik ist es relativ einfach diesem Ratschlag zu folgen, Originale sind ja meistens in englischer (amerikanischer) Sprache verfaßt. Und trotzdem werden häufig Übersetzungen herangezogen. Weiters bekam ich einige Anregungen wie man sich eine Kartei (heute Datenbank) von Büchern, Artikeln und sonstigem anlegen kann.

Ich kann mich abschließend also nur der Meinung des Übersetzers anschließen:

"Ein weiteres Fenster zu dieser [= Ecos] Werkstatt hat sich aufgetan."


Eco, Umberto, Der Name der Rose, Carl Hanser Verlag, München 1982

Eco, Umberto, Das Foucaultsche Pendel, dtv 1992

Eco, Umberto, Die Insel des vorigen Tages, Carl Hanser Verlag, München 1995